
Die Annahme, Kunstinvestment sei eine reine Sache der Leidenschaft, führt für die meisten Privatanleger zu realen Verlusten.
- Erfolg im Kunstmarkt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer nüchternen Kosten-Rendite-Analyse und emotionaler Disziplin.
- Versteckte Kosten wie Steuern, Lagerung und Gebühren können potenzielle Gewinne vollständig aufzehren, wenn sie nicht von Anfang an kalkuliert werden.
Empfehlung: Behandeln Sie jeden Kunstkauf wie eine unternehmerische Entscheidung. Analysieren Sie das Risiko systematisch, anstatt sich allein von Emotionen leiten zu lassen.
Der Traum vom Kunstinvestment ist oft von romantischen Vorstellungen geprägt: Man entdeckt einen unbekannten Künstler, das Werk ziert die eigenen Wände und verdoppelt wie von Zauberhand seinen Wert. Die Realität für private Anleger in Deutschland sieht jedoch meist anders aus. Viele gut gemeinte Käufe, die aus einer spontanen Begeisterung heraus getätigt werden, entpuppen sich Jahre später als finanzielle Enttäuschung. Der Grund dafür ist eine weitverbreitete Fehleinschätzung: Kunst nur mit dem Herzen zu kaufen und die kalten, harten Zahlen zu ignorieren.
Die üblichen Ratschläge – „kaufen Sie, was Ihnen gefällt“ oder „besuchen Sie Galerien“ – sind zwar gut gemeint, aber unvollständig. Sie kratzen nur an der Oberfläche und lassen die entscheidenden Faktoren außer Acht, die ein Kunstwerk zu einem echten Investment machen. Es geht nicht darum, aufzuhören, Kunst emotional zu erleben. Es geht darum, eine zweite, analytische Ebene einzuziehen, die den Kauf vor teuren Fehlern schützt. Dieser Ansatz erfordert eine fast schon unternehmerische Denkweise.
Doch was, wenn die eigentliche Kunst nicht nur im Werk selbst liegt, sondern in der Fähigkeit, den Markt rational zu lesen und emotionale Fallstricke zu umgehen? Dieser Artikel bricht mit der Vorstellung des rein passionierten Sammlers. Er positioniert Kunstinvestment als eine anspruchsvolle Disziplin für Anleger, die bereit sind, über den Tellerrand ihres Depots zu blicken. Wir werden die Illusionen des Marktes demontieren und Ihnen eine realistische, strategische Herangehensweise vermitteln.
Wir analysieren, warum viele Käufe scheitern, wie Sie Künstler mit echtem Potenzial identifizieren, wo die Fallstricke lauern und wann der richtige Zeitpunkt für einen Verkauf ist. Dieser Leitfaden bietet Ihnen das Rüstzeug, um sich dem Kunstmarkt nicht als naiver Liebhaber, sondern als informierter Investor zu nähern.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum rationalen Kunstinvestment
- Warum verlieren die meisten privaten Kunstkäufe nach 10 Jahren real an Wert?
- Wie Sie mit 5 Kriterien Künstler erkennen, deren Werke in 5 Jahren 300% wert sein könnten?
- Direktkauf beim Galeristen oder Auktionshaus: Wo finden deutsche Erstkäufer bessere Bedingungen?
- Der 20.000-Euro-Fehler: Warum rein emotionale Kunstkäufe selten Wertsteigerung bringen
- Wann ist der optimale Verkaufszeitpunkt für Kunstwerke: Die 4 Marktindikatoren?
- Panikverkauf bei -20%: Warum emotionale Reaktionen deutsche Anleger seit 2008 Milliarden kosten
- Das Förderrisiko: Warum 85% der als vielversprechend geltenden Künstler nicht kommerziell erfolgreich werden
- Wie Sie aufstrebende Künstler finden, deren Entwicklung Sie begleiten können
Warum verlieren die meisten privaten Kunstkäufe nach 10 Jahren real an Wert?
Der Hauptgrund für den Wertverlust vieler privater Kunstsammlungen ist eine systematische Unterschätzung der Gesamtkosten. Ein nominaler Wertzuwachs auf dem Papier wird in der Realität oft durch eine Kaskade von Ausgaben zunichtegemacht. Eine nüchterne Kosten-Rendite-Analyse, wie sie an den Finanzmärkten selbstverständlich ist, findet im Kunstbereich selten statt. Der Kaufpreis ist nur die Spitze des Eisbergs.
Zu den größten Kostenfaktoren gehören Transaktionsgebühren. Galerien und Auktionshäuser verlangen Provisionen, die oft 25% des Verkaufspreises oder mehr betragen. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer, die in Deutschland beim Galeriekauf anfällt. Laufende Kosten wie Versicherung gegen Diebstahl und Beschädigung sowie professionelle Lagerung in klimatisierten Depots summieren sich über die Jahre zu einem erheblichen Betrag.
Selbst der attraktive Steuervorteil in Deutschland, wonach Gewinne aus dem Verkauf von Kunst nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei sind, greift nur, wenn nach Abzug aller Kosten überhaupt ein Gewinn übrig bleibt. Viele Anleger kalkulieren diese „versteckten“ Kosten nicht ein und stellen erst beim Verkaufsversuch fest, dass der erzielbare Preis kaum die ursprüngliche Investition und die über die Jahre angefallenen Ausgaben deckt. Der reale, inflationsbereinigte Wert ist dann negativ. Ohne eine disziplinierte Buchführung über alle Nebenkosten ist ein profitables Kunstinvestment reiner Zufall.
Wie Sie mit 5 Kriterien Künstler erkennen, deren Werke in 5 Jahren 300% wert sein könnten?
Die Suche nach dem nächsten Superstar am Kunsthimmel gleicht einem Venture-Capital-Investment: Das Risiko ist hoch, aber das Potenzial enorm. Statt auf einen Glückstreffer zu hoffen, können Sie die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs durch eine systematische Analyse erhöhen. Es geht darum, das unternehmerische Risiko zu bewerten, das Sie mit dem Kauf eines Werks eingehen. Fünf Kriterien haben sich dabei als besonders aussagekräftig erwiesen.
- Akademischer Hintergrund und Mentoren: Ein Abschluss an einer renommierten Kunstakademie (z. B. in Düsseldorf, Leipzig, Berlin) und der Status als „Meisterschüler“ eines einflussreichen Professors sind starke Qualitätsindikatoren. Sie signalisieren technisches Können und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte.
- Galerievertretung und Ausstellungshistorie: Wird der Künstler von einer etablierten Galerie vertreten, die ihn aktiv aufbaut und auf wichtigen Messen präsentiert? Eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit in anerkannten Institutionen (Kunstvereinen, Museen) ist ein Beleg für institutionelle Anerkennung.
- Kritische Rezeption und Preise: Positive Besprechungen in führenden Kunstmagazinen und die Nominierung oder der Gewinn relevanter Kunstpreise (wie dem „Preis der Nationalgalerie“) schaffen Sichtbarkeit und validieren die künstlerische Relevanz.
- Marktnachfrage und Sammlerkreis: Gibt es bereits eine nachvollziehbare Auktionshistorie? Werden die Werke von bekannten und respektierten Sammlern gekauft? Ein Ankauf durch eine öffentliche Sammlung ist ein besonders starkes Signal.
- Künstlerische Einzigartigkeit und Entwicklung: Das Werk sollte eine unverwechselbare Handschrift und eine klare konzeptuelle Vision zeigen. Entscheidend ist auch, ob eine kontinuierliche und stringente Weiterentwicklung im Schaffen des Künstlers erkennbar ist.
Keines dieser Kriterien ist für sich allein eine Garantie, aber wenn ein Künstler in mehreren dieser Bereiche überzeugt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer positiven Wertentwicklung signifikant. Es ist die Kombination aus Talent, institutioneller Unterstützung und beginnender Marktakzeptanz, die das Potenzial für überdurchschnittliche Renditen schafft.
Direktkauf beim Galeristen oder Auktionshaus: Wo finden deutsche Erstkäufer bessere Bedingungen?
Für Anleger, die zum ersten Mal Kunst kaufen, stellt sich die Frage nach dem richtigen Marktplatz. Sowohl Galerien als auch Auktionshäuser haben spezifische Vor- und Nachteile, die es aus der Perspektive eines Investors abzuwägen gilt. Die Entscheidung hängt von den persönlichen Zielen, der Risikobereitschaft und dem gewünschten Grad der Markttransparenz ab.
Die Galerie agiert als Partner des Künstlers. Hier kaufen Sie in einem kuratierten Umfeld, erhalten detaillierte Informationen zum Werk und zum Künstler und unterstützen dessen Karriere direkt. Der Preis ist in der Regel ein Festpreis, bietet aber oft einen gewissen Verhandlungsspielraum. Für Erstkäufer ist die Galerie ein geschützter Raum, um Vertrauen und Wissen aufzubauen. Ein entscheidender Kostenfaktor ist die Mehrwertsteuer. Es ist eine sehr gute Nachricht für den deutschen Kunstmarkt, dass ab 2025 der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7% für Kunsthandelsumsätze wieder eingeführt wird, was eine erhebliche Kostenreduktion im Vergleich zum bisherigen Satz von 19% bedeutet.
Auktionshäuser hingegen sind ein Sekundärmarkt, auf dem Preise durch Angebot und Nachfrage in Echtzeit gebildet werden. Sie bieten eine hohe Preistransparenz, da die Ergebnisse öffentlich einsehbar sind. Für einen Investor ist dies ideal, um den Marktwert eines Künstlers zu recherchieren. Allerdings ist die Atmosphäre im Auktionssaal oft hektisch und kann zu impulsiven, emotionalen Geboten verleiten. Zudem kommen auf den Hammerpreis noch erhebliche Aufgelder (Buyer’s Premium) hinzu, die die Gesamtkosten in die Höhe treiben.

Für deutsche Erstkäufer bietet die Galerie oft die besseren Startbedingungen. Sie ermöglicht einen Beziehungsaufbau und bietet einen kuratierten, weniger riskanten Einstieg. Das Auktionshaus wird dann interessant, wenn bereits Erfahrung und ein klares Investmentziel vorhanden sind und es darum geht, gezielt Werke etablierter Künstler zu erwerben oder den Marktwert der eigenen Sammlung zu testen.
Der 20.000-Euro-Fehler: Warum rein emotionale Kunstkäufe selten Wertsteigerung bringen
Der wohl häufigste und teuerste Fehler beim Kunstinvestment ist die Verwechslung von persönlichem Geschmack mit Marktpotenzial. Ein Werk mag die eigene Seele berühren, aber das bedeutet nicht, dass es auch der Markt honorieren wird. Diese Verwechslung führt oft zu Käufen, die zwar emotional befriedigend sind, sich aber finanziell als Sackgasse erweisen. Die Vorstellung, dass Leidenschaft allein ausreicht, wird auch von Finanzinstitutionen befeuert. So schreibt beispielsweise die N26 Bank in einem Ratgeber:
Wer in Kunst investiert, bringt häufig eine große Begeisterung für die Kunstschaffenden und ihr Metier mit. Kunst zu sammeln sollte bestenfalls leidenschaftliche Freude und Spaß mit sich bringen.
– N26 Bank, N26 Ratgeber zu Kunstinvestments
Diese Haltung ist verständlich, aber für einen Investor gefährlich. Emotionale Disziplin ist der Schlüssel, um nicht in die „Liebhaberfalle“ zu tappen. Ein Investment-Kauf erfordert eine objektive Bewertung, die über das „Gefällt mir“ hinausgeht. Der „20.000-Euro-Fehler“ beschreibt exemplarisch den Kauf eines mittelgroßen Werks eines lokal bekannten, aber überregional irrelevanten Künstlers, rein aus Sympathie oder weil es perfekt über das Sofa passt. Solche Werke sind auf dem Sekundärmarkt oft nur mit hohen Abschlägen oder gar nicht wieder zu verkaufen.
Ein rationaler Investor stellt sich andere Fragen: Erfüllt der Künstler die Kriterien für eine potenzielle Wertsteigerung? Gibt es eine wachsende Sammlerbasis? Ist das Werk repräsentativ für eine wichtige Schaffensphase? Die Kunst besteht darin, ein Werk zu finden, das sowohl persönlich anspricht als auch die objektiven Kriterien eines guten Investments erfüllt. Reine Emotion ist ein schlechter Ratgeber, wenn es um den Aufbau eines werthaltigen Portfolios geht.
Checkliste zur Prüfung Ihrer Kaufmotivation: Emotion vs. Investment
- Qualitätsbewertung: Haben Sie ein geschultes Auge für die technische und konzeptuelle Qualität des Werks, unabhängig vom Motiv?
- Marktkenntnis: Verfügen Sie über konkrete Marktkenntnisse, wie vergleichbare Auktionsergebnisse oder die jüngste Preisentwicklung des Künstlers?
- Haltehorizont: Sind Sie mental und finanziell darauf vorbereitet, das Werk mindestens 12 Monate zu halten, um die steuerliche Spekulationsfrist in Deutschland zu nutzen?
- Objektive Distanz: Können Sie klar zwischen Ihrem persönlichen Geschmack und dem vom Markt nachgefragten Potenzial unterscheiden?
- Verkaufsstrategie: Haben Sie bereits beim Kauf eine Vorstellung davon, über welche Kanäle (Galerie, Auktion, Privatverkauf) Sie das Werk später wieder veräußern könnten?
Wann ist der optimale Verkaufszeitpunkt für Kunstwerke: Die 4 Marktindikatoren?
Ein Kunstwerk zu kaufen ist nur die halbe Miete. Mindestens ebenso entscheidend für den Investmenterfolg ist die Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf zu bestimmen. Anders als bei Aktien gibt es keine täglichen Kurse, die den Weg weisen. Stattdessen erfordert das Marktzyklus-Timing im Kunstbereich die Beobachtung subtilerer Signale. Wer diese Indikatoren ignoriert und einfach passiv abwartet, lässt oft den Großteil des potenziellen Gewinns ungenutzt verstreichen. Es gibt vier zentrale Indikatoren, die auf einen günstigen Verkaufszeitpunkt hindeuten.
Erstens, ein Karrieresprung des Künstlers. Eine wichtige Einzelausstellung in einem international renommierten Museum, die Aufnahme in eine bedeutende Sammlung oder der Gewinn eines hochdotierten Preises können die Nachfrage schlagartig erhöhen. Zweitens, eine Serie von Rekordergebnissen bei Auktionen. Wenn Werke des Künstlers oder vergleichbarer Künstler wiederholt und deutlich über den Schätzpreisen verkauft werden, signalisiert dies einen „heißen“ Markt. Dies zeigt sich auch in langfristigen Performance-Analysen. Eine Analyse des Artprice100 Index zeigt beispielsweise eine deutlich stärkere Performance als der DAX über die letzten zwei Jahrzehnte, was die Bedeutung des richtigen Timings unterstreicht.

Drittens, ein steigendes mediales Interesse. Wenn der Künstler plötzlich nicht mehr nur in Fachzeitschriften, sondern auch in Publikumsmedien prominent besprochen wird, erweitert sich der potenzielle Käuferkreis exponentiell. Viertens, ein Wechsel der Galerievertretung zu einer global agierenden „Mega-Galerie“. Ein solcher Schritt geht oft mit einer aggressiveren Preisstrategie und einer gezielten Platzierung in den wichtigsten Sammlungen der Welt einher.
Der optimale Verkaufszeitpunkt liegt oft dann vor, wenn mehrere dieser Indikatoren zusammenkommen. Es ist der Moment, in dem die Aufmerksamkeit und die Zahlungsbereitschaft des Marktes ein lokales Maximum erreichen. Zu lange zu warten birgt das Risiko, dass der Höhepunkt überschritten ist und der Markt sich neuen Künstlern zuwendet.
Panikverkauf bei -20%: Warum emotionale Reaktionen deutsche Anleger seit 2008 Milliarden kosten
An den Aktienmärkten ist es ein bekanntes Phänomen: Sobald die Kurse fallen, verkaufen viele Privatanleger in Panik – und realisieren damit Verluste, anstatt die Krise auszusitzen. Dieselbe emotionale Reaktion ist auch bei Kunstinvestoren zu beobachten, doch hier ist sie oft noch fataler. Der Kunstmarkt reagiert anders auf Wirtschaftskrisen als die Finanzmärkte. Wer hier die gleiche Logik anwendet und bei ersten Anzeichen einer Rezession verkauft, begeht einen schweren strategischen Fehler.
Der Kunstmarkt hat eine bemerkenswerte Resilienz gegenüber Finanzkrisen bewiesen. Physische Sachwerte wie Kunst werden in unsicheren Zeiten von vermögenden Anlegern oft als „sicherer Hafen“ angesehen. Das Geld flieht aus volatilen Finanzprodukten in reale, greifbare Werte. Während die Finanzmärkte in der Pandemie 2020 erhebliche Verluste verzeichneten, erwies sich der Kunstmarkt als erstaunlich stabil. Diese Krisenfestigkeit ist einer der größten Vorteile von Kunst als Portfolio-Diversifikation, der jedoch nur dem zugutekommt, der die Nerven behält.
Fallstudie: Die Damien-Hirst-Auktion am Tag der Lehman-Pleite 2008
Ein ikonisches Beispiel für diese Marktlogik lieferte der britische Künstler Damien Hirst. Wie der Tagesspiegel berichtete, ließ er am 15. September 2008 – exakt an dem Tag, an dem die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmeldete und die globale Finanzkrise auslöste – über 200 eigene Werke bei Sotheby’s in London versteigern. Während die Finanzwelt im Chaos versank, erzielte die Auktion einen Rekordumsatz von über 111 Millionen Pfund. Die reichsten Sammler der Welt nutzten die Gelegenheit, ihr Geld in als krisensicher geltende „Blue-Chip“-Kunst zu investieren. Wer aus Panik vor der Finanzkrise seine Kunst verkauft hätte, hätte eine der größten Wertsteigerungschancen verpasst, wie eine Analyse des Tagesspiegels zur Kunstmarkt-Resilienz aufzeigt.
Die Lektion daraus ist klar: Emotionale Disziplin ist im Kunstmarkt noch wichtiger als an der Börse. Ein Rückgang des Auktionsvolumens um 20% ist kein Signal zum Panikverkauf, sondern oft eine Kaufgelegenheit. Es erfordert Mut und eine konträre Haltung, aber die Geschichte zeigt, dass strategische Zukäufe oder das ruhige Halten von Positionen in Krisenzeiten die profitabelste Strategie ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Kosten sind entscheidend: Der reale Wert eines Kunstinvestments wird durch versteckte Kosten (Provisionen, Lagerung, Versicherung) bestimmt, nicht nur durch den Kaufpreis.
- Disziplin schlägt Emotion: Ein rein emotionaler Kauf ist der häufigste Grund für Verluste. Eine systematische, kriterienbasierte Analyse ist unerlässlich.
- Timing ist alles: Der Kunstmarkt hat eigene Zyklen. Der Verkaufserfolg hängt davon ab, spezifische Marktindikatoren und Karrieresprünge des Künstlers zu erkennen.
Das Förderrisiko: Warum 85% der als vielversprechend geltenden Künstler nicht kommerziell erfolgreich werden
Das Investment in aufstrebende Künstler ist der Bereich mit dem höchsten Renditepotenzial, aber auch dem größten Risiko. Die brutale Wahrheit lautet: Die überwältigende Mehrheit der Absolventen von Kunstakademien, selbst die talentiertesten, schaffen niemals den kommerziellen Durchbruch. Das Investment in einen jungen Künstler ist vergleichbar mit einem Seed-Investment in ein Start-up – die Ausfallquote ist extrem hoch. Dieses Förderrisiko zu verstehen und zu managen, ist die größte Herausforderung.
Die Gründe für das Scheitern sind vielfältig. Manchen Künstlern fehlt die notwendige Disziplin oder das unternehmerische Geschick, ihre Karriere voranzutreiben. Andere treffen auf die falschen Galeristen, entwickeln ihren Stil nicht weiter oder haben schlicht Pech, weil der Zeitgeist sich ändert. Wie der Ratgeber der N26 Bank treffend bemerkt, ist der frühe Kauf zwar günstig, aber mit maximaler Unsicherheit verbunden. Es ist unmöglich vorherzusagen, wer sich am Ende durchsetzen wird.
Für einen Investor bedeutet dies, dass eine Diversifikation unerlässlich ist. Alles auf einen einzigen aufstrebenden Künstler zu setzen, ist ein Glücksspiel. Eine kluge Strategie besteht darin, ein Portfolio aus mehreren vielversprechenden Talenten aufzubauen, um das Risiko zu streuen. Dabei hilft die Einordnung der Künstler in Risikokategorien, wie sie der renommierte deutsche Finanzexperte Gerd Kommer vorschlägt.
Die folgende Tabelle, basierend auf einer Marktanalyse von Gerd Kommer, strukturiert die unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profile im Kunstmarkt.
| Künstler-Kategorie | Risiko | Mindestinvestment | Renditepotenzial |
|---|---|---|---|
| Nachwuchstalente | Sehr hoch | Ab 100€ | 0-1000% |
| Etablierte Künstler | Mittel | Ab 5.000€ | 5-20% p.a. |
| Blue-Chip Künstler | Niedrig | Ab 50.000€ | 5-10% p.a. |
Die Zahlen zeigen klar: Wer auf Nachwuchstalente setzt, muss mit der Möglichkeit eines Totalverlusts leben. Die Chance auf eine Verhundertfachung des Einsatzes existiert, aber sie ist die Ausnahme, nicht die Regel. Ein realistischer Investor kalkuliert das Förderrisiko von 85% oder mehr fest ein und investiert nur Kapital, dessen Verlust er verschmerzen kann.
Wie Sie aufstrebende Künstler finden, deren Entwicklung Sie begleiten können
Nach all den Warnungen vor Risiken stellt sich die Frage: Wie findet man denn nun die vielversprechenden 2 von 10 Künstlern, deren Werke Potenzial haben? Der Schlüssel liegt in aktiver, gut informierter Recherche vor Ort – dem sogenannten „Scouting“. Anstatt auf Tipps von Dritten zu warten, müssen Sie sich selbst ein Bild machen und lernen, die Signale des Marktes frühzeitig zu erkennen.
Der beste Ort, um die Stars von morgen zu entdecken, sind die Rundgänge der großen deutschen Kunstakademien. Bei diesen jährlichen Tagen der offenen Tür präsentieren die Studierenden ihre Abschlussarbeiten. Hier sehen Sie frische, unentdeckte Kunst zu Preisen, die oft noch im drei- bis vierstelligen Bereich liegen. Sie haben die Möglichkeit, direkt mit den Künstlern zu sprechen und ein Gefühl für ihre Vision und Persönlichkeit zu bekommen.
Die Termine der wichtigsten Akademien sind ein Pflichteintrag im Kalender jedes ambitionierten Sammlers.
| Kunstakademie | Termin 2025 | Öffnungszeiten |
|---|---|---|
| UdK Berlin | 18.-20. Juli | Täglich, freier Eintritt |
| Kunstakademie Düsseldorf | 5.-9. Februar | 10-20 Uhr, kostenfrei |
| Städelschule Frankfurt | Wird noch bekannt gegeben | – |
| HGB Leipzig | Wird noch bekannt gegeben | – |
Weitere wichtige Scouting-Quellen sind die Ausstellungen von Kunstvereinen, die oft junge Positionen fördern, sowie die Beobachtung von Nominierungslisten für Nachwuchspreise. Achten Sie darauf, welche jungen Künstler von etablierten Museen in Deutschland wie der Pinakothek der Moderne in München oder dem Städel Museum in Frankfurt angekauft werden. Dies sind starke Signale für eine beginnende institutionelle Anerkennung. Wer diesen Aufwand scheut, kann als Alternative in Kunstfonds investieren, doch hier liegt der typische Mindestbetrag für professionelle Kunstinvestments oft bei 30.000 € oder mehr, was das direkte Begleiten eines Künstlers unmöglich macht.
Der Einstieg in den Kunstmarkt als Investor erfordert mehr als nur Kapital und eine leere Wand. Er verlangt eine unternehmerische Haltung, die Bereitschaft zur Recherche und die emotionale Stärke, rational zu handeln. Beginnen Sie damit, die vorgestellten Kriterien auf Künstler anzuwenden, die Sie interessieren, und analysieren Sie deren Markt, bevor Sie eine Kaufentscheidung treffen.